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Vor fast 16 Monaten schrieb ich, was gegeben sein muss, damit ich mir ein BEV als Hauptfahrzeug anschaffe (siehe oben).
Was hat sich nun seither bewegt?
Behörden und Politik haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie die Wünsche der Verbrenner-Lobby konsequent umsetzen, deren wirtschaftlichen Interessen also Vorrang vor allem anderen einräumen. Das gilt sowohl in Bezug auf das Thema Emissions-Grenzwerte allgemein als auch in Bezug auf den Diesel-Skandal und auch, was die scheinbare
Förderung der Elektromobilität angeht.
Überall und auf allen Ebenen bleibt es beim
So tun als ob. Es wird behindert und bestritten und verzögert und dementiert und vertuscht - und niemand war Schuld. Alle verfolgen offenbar das Ziel, dass sich möglichst lange überhaupt nichts ändert, um so die Verbrenner- und Diesel-orientierte Industrie zu schützen: Hersteller, Zulieferer und Mineralölproduzenten.
Im Gegensatz zum Heckklappen-losen Tesla Model 3, von dessen baldiger Verfüg- und Kaufbarkeit ich aber sowieso nicht überzeugt bin, hatte ich große Hoffnungen auf den Opel Ampera-e gesetzt. Der entspricht weitgehend meinem Forderungskatalog. Wie sich herausgestellt hat, soll er aber offenbar bei uns nicht wirklich verkauft werden.
Wenig überraschend, denn hier im Forum lesen wir seit 12 Jahren genau das gleiche über viele, viele Hybrid-Modelle, die als Pressemitteilung oder in der Werbung, aber nicht im Verkaufsraum oder auf der Straße existiert haben. Sieht so aus, als gilt für Elektroautos mit (mich) ansprechenden Eckdaten das gleiche.
Ich habe den deutlichen Eindruck gewonnen, dass ein weiteres Zuwarten nichts bringen wird. Seit locker 30 Jahren wird über den Durchbruch der Elektromobilität diskutiert und Hersteller kündigen Monat für Monat BEV-Modelle mit beeindruckenden technischen Daten an, von denen es viele erfahrungsgemäß niemals geben wird. Auf diese Weise findet man auch nie den richtigen Zeitpunkt zum Umstieg, denn der liegt immer in der Zukunft.
Die einzige Ausnahme bildet Tesla, konkret mit den Modellen S und X sowie einem brauchbaren Schnellade-Netzwerk ("Supercharger") auf dem Markt. Es gibt trotzdem eine Menge Gründe, sich die Anschaffung eines Teslas sehr gut zu überlegen. Dazu gehören beispielsweise die Auslegung des Model S als viertüriges Sportcoupe oder die teilweise lausige Verarbeitungsqualität quer durch die Modellreihen. Auswahl: (
1), (
2), (
3), (
4), (
5), (
6). Speziell Link Nr. 5 ist der Knaller - das glaubt man einfach nicht, wenn man es nicht gesehen hat.
Außerdem stelle ich mir die Frage, ob es bei unserer Verkehrsdichte ausgerechnet ein überschweres, übermotorisiertes und riesengroßes Elektro-Vehikel mit ziemlich mäßiger Raumnutzung sein muss, dessen Innenraum zudem nicht gerade Oberklasse-Flair versprüht. Konventionell motorisiert würde ich mir so etwas nicht mehr kaufen, die Zeiten sind vorbei. Muss ich nun aber genau das tun, wenn ich ernsthaft auf ein BEV umsteigen möchte?
Sieht ganz danach aus. Traurig.
Seit 10 Jahren fahre ich HSD und bin glücklich damit. Weder habe ich Grund zur Annahme, dass sich die Elektromobilität in den nächsten Jahren auf breiter Front durchsetzen wird noch dass Tesla dauerhaft überlebt. Beides nicht ausgeschlossen, aber auch nicht gesetzt. Also weiter abwarten?
Dagegen spricht nun aber auch eine ganze Menge:
- Die konzertierte und erfolgreiche BEV-Verhinderungs-Strategie in D
- Die unsägliche Handhabung des Diesel-Skandals
- Der hinreichend demonstrierte Unwillen anderer Hersteller, für mein Fahrprofil brauchbare BEV-Modelle anzubieten
- Die Verweigerung anderer Hersteller, ein wirklich brauchbares Schnellade-Netzwerk aufzubauen
Ich finde also locker zwei Dutzend plausible Gründe, keinen Tesla zu kaufen, sehe aber auf der anderen Seite, dass mir eigentlich nichts anderes übrig bleibt, wenn es denn verbrennerlos sein soll.
So ertappe ich mich in letzter Zeit dabei, statt nach dem nächsten HSD mit einem Auge Ausschau nach einem Model S-Exemplar zu halten, mit dessen Qualitätsanmutung ich einigermaßen leben kann. Vielleicht einfach nur, um verärgert und trotzig ein Zeichen zu setzen, denn ökonomisch ist das völlig unsinnig.
Mal sehen, wie sich das bei mir weiter entwickelt.
Grüße, Egon